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Zu den Hintergründen der Schließung des efms


Seit seiner Gründung im Jahre 1993 hat das efms kontinuierlich im Bereich der Migration und Integration gearbeitet. Das Institut hat aus privater Initiative in 26 Jahren über 11 Millionen Euro eingeworben, und damit praxisbezogene Forschung, Ausbildung und Beratung für einen gesellschaftspolitisch hoch relevanten Bereich ohne jede öffentliche Grundfinanzierung aufgebaut. Über eine große Zahl europäischer und nationaler Forschungsprojekte, über Veröffentlichungen, Expertisen, Gutachten, Evaluationen, Konferenz- und Medienbeiträge, Politikberatung und zahllose öffentliche Vorträge hat das efms in Forschung und Praxis Spuren hinterlassen und Einfluss ausgeübt. Um nur einige Beispiele zu nennen:
  • Der „Migrationsbericht“, das Standardinstrument zur Erfassung des gesamten Migrationsgeschehens in Deutschland, wurde vom efms im Auftrag der Bundesregierung entwickelt.
  • Im Bereich der Integration konzipierten wir Instrumente zur Messung und Evaluation des Integrationsgeschehens in zahlreichen Kontexten und auf vielen Ebenen, sowohl in Europa als auch in Deutschland. Eine Pionierarbeit stellt der kürzlich im Auftrag der Bertelsmann Stiftung abgeschlossene Vielfaltmonitor zur vergleichenden Erfassung von Diversitätspolitik in allen Bundesländern dar.
  • Das efms hat eine führende Stellung bei der Entwicklung von Integrationskonzepten für Kommunen unterschiedlicher Größe, von Frankfurt bis Dietzenbach.
  • Untersuchungen und Empfehlungen zur Reform des Staatsangehörigkeitsrechts haben uns vor allem in der Anfangszeit beschäftigt. Für die „neuen Deutschen“, so der Titel des Buches zum Thema, aber auch als Lernprozess für die „alten Deutschen“, konzipierten wir als Teil einer Einbürgerungskultur Einbürgerungsfeiern in Bayern und beteiligen uns bis in die Gegenwart an deren Durchführung in Bamberg.
  • Bildung von Kindern mit Migrationshintergrund/Migrantenkindern in Europa und Deutschland, zuletzt vor allem die Bildung von geflüchteten jungen Menschen/Flüchtlingskindern, war das Thema vieler Projekte und Praxisinterventionen.
  • Zu den bekanntesten Büchern aus dem efms gehören Standardwerke zur Migrationstheorie, zum Integrationsprozess und zur frühen europäischen Migrationspolitik.
  • Aus dem efms heraus wurde an der Universität Bamberg ein Studienschwerpunkt Migration und Integration im Rahmen des Soziologiestudiums entwickelt. Erst kürzlich entwarf das efms zwei Kurse zur Integration für die Virtuelle Hochschule Bayern; diese Kurse werden von Studierenden in ganz Bayern gewählt.
  • Eine sehr große Zahl von Studierenden und jungen Wissenschaftlern konnten durch die Arbeit im Institut ihre fachliche Qualifikation verbessern.

Lange Zeit wurde die vorwiegend drittmittel-basierte Arbeit des Instituts durch großzügige Förderung der Stiftung Bevölkerung, Migration und Umwelt (BMU) ermöglicht, die 2011 auslief. Die Stiftung konnte diese Förderung jedoch nicht unbegrenzt fortsetzen und hat inzwischen ihre gesamte Aktivität eingestellt. Die früheren Vorstände des Trägervereins haben mit großem Einsatz versucht, eine neue Kernfinanzierung der Institutsarbeit zu erreichen. Dieses Bemühen wurde von den nachfolgenden Vereinsvorsitzenden und dem Geschäftsführer des Instituts fortgeführt. Sie wurden dabei von vielen Seiten unterstützt, konnten aber letztlich vor allem auch die Bayerische Staatsregierung, die dem Institut zuletzt in einem Schreiben des Wissenschaftsministerium vom 28.2.2019 bestätigte, „ein gut vernetzter Partner mit herausragender Fachperspektive und Projekterfahrung“ zu sein, nicht überzeugen, eine institutionelle Förderung bereitzustellen.

Nach unseren Erfahrungen fehlt der Staatsregierung eine sympathische Nähe zum Thema der Migration und Integration. Wir interpretieren das als Nachwirkung des allzu lange gebetsmühlenartig vorgetragenen Credos von „Deutschland ist kein Einwanderungsland“. Eine angemessene Einschätzung des gesellschaftlichen Potenzials von Migration und Migrationsforschung scheint auf diesem Hintergrund schwierig zu sein.

Fachleute wissen, dass es nicht möglich ist, ein Institut über einen längeren Zeitraum ohne institutionelle Förderung (1) zu unterhalten. Nach dem letzten negativen Bescheid des Wissenschaftsministeriums vom 25.2.2019 hat daher der Vorstand des Vereins am 20.3.2019 beschlossen, den Verein und das Institut aufzulösen.


(1) Prof. Dr. Knut Koschatzky (2012): Stand und Perspektiven von An-Instituten an Hochschulen. Competence Center Politik und Regionen, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe. Tagungspräsentation "WERKSTATT Zukunftsaufgabe An-Institut", siehe Folie 11 zur Finanzierung von An-Instituten.


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